Wie Matt Rife zum viralen Phänomen wurde (2024)

Matt Rife hat ein Problem: Er sieht zu gut aus.

„Die Leute wollen nicht über körperlich attraktive Menschen lachen“, erzählt der Comedian in einemVideo für Men’s Health Magazine. „Du willst nicht auf der Bühne stehen und das Publikum glotzt nur deine Arme an, anstatt über deine Witze zu lachen.“

Die Beschwerde ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. Denn sein Publikum tut beides: glotzen und lachen. Er sieht nicht nur aus wie ein GQ-Covermodel – geschliffene Wangenknochen, trainierte Muskeln, Schmolllippen, ein symmetrisches Gesicht und perfekt durchwuschelte Haare – er ist auch noch sehr witzig. Der Mistkerl.

Sieht man sich Matt Rife heute an, mit seinen über 18 Millionen TikTok-Followern, seinem neuen Netflix-Comedy-SpecialMatt Rife – Natural Selection und seiner ausverkauften Welttournee, dann könnte man meinen: Der Typ hat die genetische Lotterie gewonnen, dem ist alles in den Schoß gefallen. Doch der Weg zum Comedy-Star war lang.

Am Anfang war er nicht mal gutaussehend. Sagt zumindest Matt Rife selbst. „Ich war so lange so hässlich“, erzählt er in seinemersten Comedy-SpecialOnly Fans. „Darum habe ich die ersten 22 Jahre meines Lebens damit verbracht, eine Persönlichkeit aufzubauen. Und wofür? Denkt ihr, dass ich heute noch lustig sein muss?“

Mit 22 Jahren kam dann offenbar der Glow-up. Inzwischen weiß der heute 28-jährige Amerikaner sein Aussehen einzusetzen. Auf seinen Tour-Plakaten und seinerWebsite ist ein großes Schwarz-Weiß-Porträt von ihm zu sehen: Matt Rife, oben ohne, die Brustmuskeln professionell ausgeleuchtet, den Arm mit dem Mikro ausgestreckt wie kurz vorm Mic Drop. Im Shop gibt es Kissen und Unterwäsche mit seinem Gesicht darauf zu kaufen.

Interessierte Käufer*innen gibt es bestimmt genug. Sein erstes selbst produziertes Special nannte er „Only Fans“, weil so viele Leute nach „Matt Rife Only Fans“ googelten, um zu sehen, ob er einen Account mit freizügigen Fotos auf der Seite hatte, erzählt er in dem Special. Die Show wurde über 11 Millionen Mal aufgerufen.

Sein Aussehen hat ihm sicher nicht geschadet, ablenkende Armmuskeln hin oder her. Doch es war nicht der Schlüssel zu seinem Erfolg.

Der Durchbruch kam, als er kurz davor war, aufzugeben

2022 war Matt Rife auf einem Comedy-Festival, zu dem er nicht eingeladen war.Just for Laughs, das Festival in Montreal, gibt unter anderem den größten Newcomer-Stars eine Bühne. Matt Rife war nicht darunter.

Zu diesem Zeitpunkt trat er bereits seit elf Jahren in Comedy Clubs auf. Er hatte ein paar kleine Erfolge zu verzeichnen, wie einen Auftritt inBrooklyn Nine-Nine(Staffel 6, Episode 3) oder einen Job als Co-Host von MTVs Reboot derShow Total Reboot Live. Doch auf den großen Durchbruch wartete er, seit er mit 15 zum ersten Mal auf einer Bühne stand. Da niemand ein Comedy-Special mit ihm produzieren wollte, veröffentlichte er zwei seiner Shows selbst auf YouTube. Für seine Live Shows nahm er manchmal weniger als 150 Dollar pro Abend ein. Leben konnte er davon nicht– und haderte mit seiner Entscheidung, Comedian zu werden.

Dann kam das Festival in Montreal.„Ich saß dort beim Abendessen mit meinem Kumpel und meinem Manager“, erzählt Rife imInterview mit der New York Times.„Ich bin dabei, dieses Video zu posten, wie ich mit dem Publikum interagiere. Ich habe es mir angesehen und dachte: Das ist so dumm. Warum mache ich das überhaupt?“

Das Video, das er damals postete, zeigt Matt Rife, wie er mit einer Frau aus dem Publikum spricht. Sie erzählt, dass sie mit ihrem Freund Schluss gemacht habe, „weil er nichts tut“ mit seinem Leben. Schnell stellt sich heraus: Der Freund arbeitet in der Notaufnahme. „Du hast mit einem Helden Schluss gemacht!“, ruft Rife. Was wolle sie denn noch– Superman liegt sicher auch abends auf der Couch, erschöpft, nachdem er die Welt gerettet hat. Dieser Austausch bringt das Publikum bereits zum Lachen – so richtig in Fahrt kommt Rife aber, als er herausfindet, welchen Job die Frau selbst hat. Hier ist der ganze Clip, inzwischen berühmt unter dem TitelThe Lazy Hero:

Über 20 Millionen Views in den ersten drei Tagen: Der Clip ging viral. Seitdem ist Matt Rife nicht nur ein TikTok-Star. Seine neue Tour mit dem TitelProbleMATTic World Tour war innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. Und dann klopfte Netflix an.

Kein Publikum ist vor Matt Rife sicher

In seinem neuen Netflix-SpecialMatt Rife – Natural Selection spricht Rife über Beziehungen, Kristalle und Astrologie, über Trolle auf Social Media, warum er junge Leute (wie sich selbst) hasst und alte Menschen liebt und er erzählt, wie er die p*rno-Sammlung seines Vaters entdeckt hat. Sein Humor erinnert ein wenig anRicky Gervais oderDaniel Sloss: gut gelaunt, aber gern mal tiefschwarz, bissig. Und mit einem scharfen Blick für Bullsh*t, den man im Alltag zu selten hinterfragt– derLazy-Hero-Clip zeigt zum Beispiel sehr gut, warum man sich immer erst beide Seiten einer Geschichte anhören sollte.

Angst davor, gecancelt zu werden, hat er nicht. „Ich glaube nicht an dieses Gerücht in der Comedy-Welt, dass man nichts mehr sagen dürfte“, erzählt er imInterview mit Variety. „Das ist Bullsh*t. Du kannst sagen, was du willst. Klar, du musst dich auf Konsequenzen vorbereiten. Aber am Ende des Tages geht es doch darum, ob du nachts ruhig schlafen kannst.“

Vor ihm ist darum niemand sicher. Am allerwenigsten sein Publikum. Matt Rifes größte Stärke ist seine Schlagfertigkeit. Kaum jemand ist so gut darin, witzig auf Zurufe aus dem Publikum zu reagieren. Seine spontanen Gesprächen mit dem Publikum sind seine größten viralen Hits und der Höhepunkt seines Specials.

„Als Comedian wächst man zwar das ganze Jahr über und arbeitet an seinem Material, aber manchmal fühlt man sich ein bisschen wie beiUnd täglich grüßt das Murmeltier. Weil man dieselbe einstündige Show wieder und wieder erzählt“, sagt Rife. „Deshalb ist der Kontakt mit dem Publikum so spontan und einzigartig. Ich mag es, überrascht zu werden. Wenn im Publiku*msgespräch ein unglaublich magischer Moment passiert, der das Publikum verblüfft, verblüfft er auch mich.“

Verblüffen, das tut er auch in seinem neuen Netflix-Special. Seine Armmuskeln anzustarren, hat man am Ende der Show vergessen. Fast zumindest.

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